Abschied von Ute Bothe aus der Kita Sandbrink in Salzgitter nach 30 Jahren
Gefeiert wurde mit den Kindern in mehreren Etappen – und am 30. September war endgültig Schluss mit Ute Bothes Arbeit in der Kita Sandbrink in Salzgitter Bad. Nach 30 Jahren beim Deutschen Roten Kreuz, 45 Jahren als Erzieherin und insgesamt sogar 49 Jahren Berufstätigkeit, vom ersten Vorpraktikum in einem Kindergarten an gerechnet, ist Bothe nun in den Ruhestand verabschiedet wurden.
Zu Gast am letzten Tag in der „Kita 3“ des DRK-Kreisverbands Braunschweig-Salzgitter kamen auch Vorstand Nicole Kumpis, Fachbereichsleiterin Karin Matthias und die Kolleg*innen aus den anderen DRK-Kitas in Salzgitter, um Ute Bothe einen rührenden Abschied zu bereiten. „Natürlich gehe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, sagte die 64-Jährige, die sich nun erstmal daran gewöhnen muss, nicht „immer nur die Kita im Kopf zu haben“.
1991 war sie die erste Mitarbeiterin des damaligen DRK-Kreisverbandes Salzgitter, die für die neu gebaute Kita Sandbrink eingestellt wurde, kam aus einer evangelischen Kita zum Roten Kreuz. Sie suchte ihr Team mit aus, gemeinsam wurde ein Konzept erstellt, und dann kamen auf einen Schlag 75 Kinder in den für drei Gruppen ausgelegten Neubau. Zwei Mitarbeiterinnen der ersten Stunde sind – neben Ute Bothe – noch heute in der Kita beschäftigt.
„Damals war rund um die Kita fast noch nichts“, nur ein paar wenige Häuser standen schon. „Eltern sind über ein Feld gestapft, um ihre Kinder zu uns zu bringen“, erinnert sie sich. Aber das war auch die Chance, sich von Anfang an im Neubaugebiet zu etablieren, sich in den Mittelpunkt zu stellen. „Bei Veranstaltungen haben wir Flyer verteilt und auf uns aufmerksam gemacht“, erinnert sie sich.
Die Kita wollte nicht Beiwerk sein, sondern sich beteiligen am Leben um sie herum. „Das hat geklappt, noch heute haben wir viel Kontakt zur Nachbarschaft, auch wenn Anwohner keine Kinder bei uns haben“, berichtet die nun verabschiedete Kita-Leiterin. „Manche fragen, ob sie sich ein paar Äpfel von unseren Bäumen pflücken können, andere fragen, ob wir Papier zum Basteln oder Malen brauchen.“ Dieser Kontakt ist ihr sehr wichtig. „Ich habe auf diese Weise auch viele Menschen in anderen Angelegenheiten zum Roten Kreuz vermitteln können“, erzählt sie stolz.
Ganz in Ruhe hat sie ihre bisherige Stellvertreterin Stephanie Kernleitner-Grondowy, die im Dezember 2015 als Leiterin der Außengruppe Krippe Tausendfüßler zum DRK und zur Kita Sandbrink kam, im Laufe ihrer letzten Dienstjahre und Monate eingearbeitet. Die Krippe, beheimatet in einer ehemaligen Ladenzeile gegenüber der Anfang der 1990er-Jahre großzügig angelegten Kita Sandbrink, gibt es seit 2014. Neue Leiterin der Krippe ist übrigens Katja Schramm, die vor einiger Zeit zum DRK wechselte. Sie ist gleichzeitig neue stellvertretende Leiterin der Kita Sandbrink.
82 Mädchen und Jungen zwischen einem und sechs Jahren gehen in die DRK-Kita in Salzgitter-Bad, davon 15 in die Krippe und 67 in die insgesamt drei Kindergartengruppen. Eine davon ist eine Inklusionssgruppe, in die bis zu vier Kinder mit Handicap betreut werden können. Der Betreuerschlüssel ist in dieser Gruppe höher. Ute Bothe hat sich dafür eingesetzt, dass ihre Kita 2009 eine der ersten in Salzgitter wurde, die eine Integrationsgruppe anbietet. „Mein Traum ist es, dass jede Kindertageseinrichtung eine solche Gruppe hat“, sagte sie kürzlich der Salzgitter-Zeitung, die ebenfalls über ihren Abschied aus dem Berufsleben berichtet hat. „Denn das bereichert unser aller Leben“, betont sie.
Überhaupt habe sich in den drei Jahrzehnten als DRK-Einrichtungsleiterin und erst recht ihren fast fünf (!) Jahrzehnten Berufstätigkeit sehr viel geändert, von pädagogischen Ansätzen über die Art der Elternarbeit bis hin zu Vorschriften und Gesetzen. Die Bürokratie ist nicht weniger geworden. Ute Bothe findet es sinnvoll, dass sich die Erziehungslehre verändert hat, weg von zu vielen Verboten hin zu mehr Beteiligung der Kinder an Entscheidungsprozessen und mehr Freiraum beim Spielen, der zur Stärkung der Persönlichkeit der Mädchen und Jungen führe. Und sie war und ist strikt gegen eine Verschulung der Kindergartenzeit, in der Kinder schon erste Lernerfolge erzielen (müssen) und bereits das Stillsitzen lernen. „Das ruckelt sich alles im Laufe der Zeit, das war doch schon immer so“, meint die erfahrene Erzieherin.
Ihr gefällt zudem, dass die Elternarbeit allgemein nicht mehr als Belastung, sondern von allen Kolleginnen als sinnvolles Miteinander zum Wohle des Kindes gesehen wird. Man lerne so jedes Kind besser kennen und könne ihm auch zielgenauer helfen, Schwierigkeiten zu überwinden, sind Bothe und ihr Team überzeugt. Mehr Kontakt mit Eltern bedeute auch, dass man mehr zwischen den Zeilen zu lesen lerne. Ihre Nachfolgerin will die Grundsätze so beibehalten, „ich bin auch Neuerungen gegenüber aufgeschlossen, wenn sie Sinn ergeben“, sagt Kernleitner-Grondowy.
Natürlich werden Ute Bothe die vielen Kleinen fehlen, die morgens an ihrem Rockzipfel hingen und ihr etwas erzählen wollten. „Jedes Kind hat einen Fingerabdruck in meinem Herzen hinterlassen“, hat sie der Zeitung erzählt, und auch ihre insgesamt 22 Kolleginnen werden ihr fehlen. Das pädagogische Personal besteht in der Kita Sandbrink übrigens nur aus Frauen. „Zudem ist das Personalmanagement immer schwieriger geworden. „Generell ist der Fachkräftemangel natürlich ein Problem, das uns seit Jahren stark beschäftigt“, sagt Ute Bothe. Sie ist übrigens eher dafür, die Kindergartengruppen kleiner zu machen als unbedingt eine weitere Erzieherin in eine 25-Kind-Gruppe zu beordern. „Kleine Gruppen bedeuten, dass es weniger laut ist und die Sprachbildung besser funktioniert“, erläutert die scheidende Kita-Leitung einen wichtigen Aspekt.
Aus der Corona-Pandemie, die die letzten anderthalb Jahre ihrer Berufstätigkeit prägte, hat sie mit ihrem Team das Beste gemacht, da sind Ute Bothe, Nachfolgerin Stephanie Kernleitner-Grondowy und deren Stellvertreterin Katja Schramm überzeugt. Zum einen habe man von Anfang an engen Kontakt zu den Familien gehalten, mit Bastelpaketen, Geburtstagswünschen und Telefonaten, zum anderen habe man in Notbetreuung mehr Zeit gehabt, sich um die anwesenden Kinder zu kümmern. Schwierig seien indes die Entscheidungen gewesen, welches Kind in die Notbetreuung darf und welches nicht.
Mittlerweile herrscht wieder Regelbetrieb in der Kita, es wird aber „mehr an der frischen Luft gespielt und auch zum Singen gehen wir raus“, berichten Bothe und Kernleitner-Grondowy. Sie hoffen, dass es die Zahlen und Vorschriften weiter zulassen, die Kita offen für alle Kinder zu halten. Die Eltern dürfen derzeit noch nicht ins Kita-Gebäude, die Gespräche mit ihnen finden auf dem Außengelände statt, dort sind auch Tafeln angebracht, die die Mütter und Väter über die Geschehnisse in der Kita Sandbrink informieren, denn die schwarzen Bretter im Inneren des Gebäudes sind ja momentan für Besucher tabu.
Ute Bothe spricht im Rückblick auf ihre Berufstätigkeit und die 30 Jahre im Roten Kreuz von einem „Lebenswerk“, das sie „mit einem guten Gefühl in die Hände ihrer Nachfolgerin“ gelegt hat. Das Kita-Team sei eine gute Mischung aus erfahrenen und jüngeren Kräften, „die Jungen bereichern die pädagogischen Ideen“, sagt sie, und „das Kernteam ist schon lange zusammen“. Im Alter, meint die 64-Jährige über sich selbst, habe sie „mehr Gelassenheit“ an den Tag gelegt, das habe sie genossen, denn in 45 Berufsjahren als Erzieherin habe sie fast alles schon einmal erlebt – und überstanden.
Im Ruhestand will sie sich nun „aus private Interessen“ konzentrieren, ihrer kreativen Ader freien Lauf lassen, sich viel in der Natur bewegen und gern auch ihren Mann bei der Jagd begleiten. Die in Salzgitter geborene Ute Bothe – übrigens genauso wie ihre Nachfolgerin und deren Vertreterin – will sich zudem aktiver im Dorfleben ihres Wohnortes Hohenrode beteiligen. Zeit hat sie ja nun…
Karsten Mentasti/DRK
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