Der Mensch hinter den Schulden – Bundesweite Aktionswoche der Schuldnerberatung
Das Rote Kreuz ist Träger der Schuldnerberatungsstelle in Braunschweig und somit Ansprechpartner für alle Braunschweiger Bürger/innen. Angesiedelt in der Innenstadt in der Münzstraße 16, hat sie rund 2500 Beratungskontakte pro Jahr. Die DRK-Schuldnerberatungsstelle wirbt unter dem Leitsatz „Über Schulden spricht man nicht – Wir schon!“ für die bundesweite Aktionswoche vom 7. bis 11. Juni unter dem Motto „Der Mensch hinten den Schulden“.
„Überschuldung ist immer auch eine menschliche Katastrophe“, sagt Hans-Jörg Hodemacher, Leiter der DRK-Schuldnerberatungsstelle Braunschweig. Soziale Schuldnerberatung, die unsere Beratungsstelle anbietet, hat den gesamten Menschen in seinem sozialen Umfeld im Blick. Das macht auch den Erfolg dieses Ansatzes aus, den zahlreiche Studien belegen“, führt er aus. Überschuldung schränke die Lebensgrundlage vieler Menschen ein. Das sei nicht nur ein finanzielles Problem.
Nach Schätzungen sind – auch infolge der Corona-Pandemie – zwei Millionen Soloselbstständige und Freiberufler*innen von Überschuldung bedroht. „Viele Existenzen sind finanziell prekär aufgestellt. Wir sprechen da mittlerweile nicht mehr nur über Empfänger*innen von Grundsicherung und Beschäftigte im Niedriglohnsektor. Jetzt drohen auch Menschen in Verschuldung zu geraten, die es vorher niemals für möglich gehalten hätten“, sagt Hans-Jörg Hodemacher. Das sei unter anderem auch den Folgen der Corona-Pandemie geschuldet.
Menschen, die in finanzielle Not geraten sind, benötigen – unabhängig von ihrer Einkommenssituation – kompetente Unterstützung. Daher müsse endlich ein Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung für alle ins Gesetz geschrieben werden, da es diesen Ansatz – im Gegensatz zu Braunschweig – noch nicht in allen Kommunen gebe.
Die Schuldnerberatungsstelle begrüße ausdrücklich die jüngste Reform des Insolvenzrechtes, nach der es möglich ist, nach drei Jahren eine Schuldenbefreiung zu erlangen. Doch nun seien weitere Reformen notwendig: „Die Speicherfristen von Schuldendaten bei Auskunfteien müssen deutlich kürzer werden. Dass bei der Schufa Schuldendaten weitere drei Jahre nach Ende des dreijährigen Insolvenzverfahrens gespeichert bleiben, erschwert ehemals Verschuldeten den Neustart. Für sie ist es zum Beispiel schwer bis unmöglich, unter diesen Bedingungen eine neue Wohnung zu finden“, betont Hodemacher. Wohnen sei aber ein Menschenrecht, das Überschuldeten oder von Armut Bedrohten nicht vorenthalten werden dürfe. „Daher fordern wir eine Speicherfrist bei der Schufa von höchstens einem, besser einem halben Jahr.“
Die Aktionswoche Schuldnerberatung wird jährlich von der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) organisiert.
Hier geht es zu den Seiten der DRK-Schuldnerberatungsstelle in Braunschweig.